Kurzgeschichten
& Anekdoten

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  Für rein gar nix

Würdest du Geld für etwas ausgeben, dass du gar nicht nutzt? Ich schon. Es kommt meinem Junior zugute und da wende ich mich vom schnöden Mammon ab.

Sechzieg Euro kostet monatlich die private Musikschule für dreißig Minuten Unterricht je Woche. Zahlbar auch für die dreizehn Ferienwochen, in denen sich der Meistro auf den Malediven erholt. „Das ist überall so. Da kann ich nichts machen“, meinte er.

Ich rechne nach: Für dreizehn Wochen bekommt er 195 Euro zum Ausruhen. Bei zehn Schülern ist das ein angenehmes Urlaubsgeld. Es sei ihm gegönnt. Schließlich ärgert er sich genug mit den unentdeckten Talenten herum.  

Bei Licht betrachtet gebe ich täglich Geld aus für Dinge, die ich nicht nutze: Bleibt das Auto auf dem Hof stehen, zahle ich trotzdem Steuern. Meine Hausrat-, Haftpflicht- und Rechtschutzversicherung bucht ebenfalls jeden Monat ab – auch wenn nichts passiert und vielleicht Gott sei Dank nie etwas sein wird. Bin ich außer Haus, zu Besuch bei meiner lieben Verwandtschaft, wird trotzdem die Miete fällig. Kaufe ich eine Salatgurke und vergesse sie im Kofferraum habe ich Pech gehabt. Von der Fernsehgebühr ganz zu schweigen, die kassieren fürs theoretisch mögliche. Auch mein Heizkörper im Flur, der das ganze Jahr auf Null steht, zeigt Verbrauch an, den ich zahlen muss. Und Lohnsteuer muss ich auch dann zahlen, wenn ich keine Panzer und Tornados haben will. Übrigens werden von den Staatseinnahmen auch die Lehrer in ihrer wohlverdienten Ferien bezahlt – für dreizehn Wochen im Jahr. Ach ja, mein Nachbar ist Feuerwehrman und er erhält sein Gehalt auch wenn er kein Feuer löscht. Na und? Ich spende am Jahresende schließlich auch, wenn die Feuerwehr, der Gesangsverein und die Tierhilfe anklopft auch wenn ich nicht zum Ball gehe, ich mit Chor nix am Hut habe und nicht einmal ein Haustier besitze. Ich halte eben gerne die Wirtschaft am Laufen.

Wäre ich boshaft, würde ich Kindergeld verlangen für all jene Kinder, die ich theoretisch noch zeugen könnte. Ich warte nur auf den Tag, an dem Freiberufler der schreibenden Zunft dreizehn Wochen im Jahr den Redakionen leere Blätter anbieten dürfen. Honorarpflichtig natürlich. Bis dahin schreibe ich doppelt so viele Geschichten, damit ich in den Ferien meine Ruhe habe.

 

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