Kurzgeschichten
& Anekdoten

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Für das Leben lernen

 

Ich lerne jetzt Hindu. Einfach so. Ich werde das nie brauchen. Es ist für mich sogar richtig sinnlos, diese Sprache zu lernen, denn ich habe nicht vor sie zu benutzen. Besser wäre Steirisch.

Jedenfalls lerne ich jetzt Hindu. Ich möchte den Jugendlichen ein Vorbild sein und ihnen zeigen, dass auch Erwachsene Dinge lernen können, dessen Sinn sich einem augenblicklich nicht erschließen.

Das Argument „Du lernst für dein späteres Leben“ und da ist es gut zu wissen, wer die Moldau komponiert hat, wie die Alpen entstanden sind und wie eine Linse das Licht bricht zieht nämlich nicht. Und dass Gesangunterricht die linke Gehirnhälfte aktiviert und das logische Denken der rechten fördert ist aus der Sicht eines 14-jährgen sowieso unlogisch.

Oder soll ich ihm erklären, dass die im Kultusministerium auf eine gute Allgemeinbildung wert legen, damit der Schüler die Möglichkeit hat, morgens mit der Sinfonie Nr. 94 in G-Dur vor sich hin pfeifend in die Schule und später fröhlich zur Arbeit schlendern kann?

Wie soll ich ihm erklären, wozu er Kenntnisse über Redoxreaktionen braucht und die Wirtschaftsfaktoren Spaniens auswendig lernen muss, wenn Knutschen und Hipphopp seinen Alltag beherrschen?

Argumente ziehen da nicht. Deshalb schreite ich jetzt zur sinnlosen Tat und lerne Hindu, um Vorbild zu sein. Mal sehen wie lange ich Bock dazu habe.

 

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